Artikel
Klinische und diagnostische Relevanz des Alkolholspiegels bei Traumapatienten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 21. Oktober 2010 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Gibt es bei alkoholintoxikierten Patienten mit Traumafolgen, Korrelationen zwischen dem Alkoholserumspiegel, dem Unfallmechanismus, der Verletzungsschwere und dem Alter? Hat sich in den letzten Jahren eine Veränderung in der Diagnostik insbesondere bezüglich der Anwendung der Computertomographie ergeben?
Methodik: In dem Zeitraum 2002–2008 wurden in unserer Klinik 1.032 Patienten nach Trauma mit der Diagnose Alkoholintoxikation (ICD-10: F10.0) und Verletzungsfolgen stationär aufgenommen. Es erfolgte die retrospektive Erfassung der demographischen Daten, des Alkoholspiegels, des Unfallmechanismus, der Verletzungsschwere mittels ISS sowie des diagnostischen Vorgehens. Die Analyse der Parameter und Korrelation erfolgte abhängig von dem Skalenniveau der Daten mit dem Chi Quadrat Test oder mittels ANOVA.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das Verhältnis stationär aufgenommener traumatologischer Patienten mit und ohne Alkoholintoxikation in 7 Jahren liegt bei 1.032:22.114 (5%). Der durchschnittliche Alkoholspiegel der insgesamt 1.032 (M:W 0,82:0,18) Patienten lag bei 2,25‰ und der durchschnittliche ISS bei 5,8. Häufigste Unfallursache waren Stürze (39%), gefolgt von Verkehrsunfällen (25%), Schlägereien (17%) und unklare Ereignisse (16%). Im zeitlichen Verlauf zeigte sich eine Zunahme der Patienten über die Jahre (Anteil des Gesamtkollektivs: 2003 8%; 2007 24%), eine monatliche Häufung im Monat Oktober (11%) sowie am Wochentag Samstag (22%). 76% der Patienten erhielten ein SchädelCT, davon zeigten 21% eine intrakranielle Verletzungsfolge. Häufigste Verletzung war das einfache SHT mit Commotio cerebri gefolgt von offenen Hautläsionen, Prellungen/Schürfungen, Mittelgesichtsfrakturen und Hirnblutungen. Der Alkoholspiegel zeigt keine signifikante Zunahme über die Jahre und keine Korrelation zum Alter. Signifikant ist jedoch bei saisonaler Einteilung ein Anstieg von 2,18‰ in den Herbstmonaten auf 2,37‰ in den Wintermonaten. Bezüglich des Alters war der Anteil junger Patienten (18–29 Jahre) und über 60-jähriger signifikant höher in Vergleich zu den übrigen Altersgruppen. Es zeigte sich eine negative Korrelation zwischen Alkoholspiegel und ISS (p=0.034, T-Test). Korrelierend dazu zeigte sich im Bezug auf die Unfallursache eine signifikante Differenz des Alkoholspiegels und des ISS zwischen den Kategorien Verkehrsunfall, Schlägerei und Stürze.
Die Anzahl der Schädel CTs nimmt von 2002 mit 54% gegenüber 2008 mit 85% signifikant zu, wobei die prozentuale Anzahl pathologischer Befunde (ICB, Fraktur) von 2002 29% auf 2008 18% signifikant abnimmt.
Unsere demographischen Daten übereinstimmen mit der Literatur.
Überaschenderweise nimmt jedoch die Verletzungsschwere bei zunehmendem Alkoholpegel ab. Im Bezug auf das diagnostische Vorgehen wird heutzutage die Indikation zur Schädel-CT bei einem hohen Anteil schwerer Schädelverletzungen unter Alkoholintoxikierten vermehrt gestellt.