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Ist der distale Rektussehnentransfer nach medial das optimale Korrekturverfahren bei Kindern mit spastischer Diparese und steifem Gangbild?
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Veröffentlicht: | 16. Oktober 2008 |
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Fragestellung: Der steife Gang bei spastischer Diparese ist durch eine gehemmte Kniebeugebewegung am Übergang von der Stand- zur Schwungphase, eine reduzierte und verspätete max. Kniebeugung während der Schwungphase charakterisiert. Die Ursache ist eine verfrühte und verlängerte Aktivität des M. rectus femoris. Zur Korrektur hat sich der distale Rektussehnentransfer als Standardverfahren durchgesetzt. Klinische Beobachtungen stellen bei einigen Patienten dessen Effekt in Frage. In neueren klinischen MRT-Studien wurde der Verlauf der transferierten Sehne untersucht und die Wirksamkeit des Transfers angezweifelt. Die vorliegende Studie zeigt die Langzeitergebnisse nach Rektussehnentransfer auf und identifiziert erstmals verschiedene Muster des steifen Ganges, welche unterschiedlich durch den Transfer beeinflusst werden.
Methodik: 50 Patienten mit spastischer Diparese (n=100 Beine, Ø Alter: 9,7±2,9 J.) und funktionell störendem steifen Gang wurden vor (U0) und nach (U1)Rektussehnentransfer im Rahmen einer Mehretagen-OP untersucht (Ø Nachuntersuchungszeit: 3,3 J.; 2-8 J.). Das standardisierte Protokoll umfasste eine klinische Untersuchung und eine 3D-Ganganalyse zu U0 und U1 sowie ein festes Schema zur OP-Indikation (klinische Untersuchung und Ganganalysedaten). Alle Transfers wurden in analoger Technik operiert. Zur genaueren Analyse wurden die Patienten in Untergruppen klassifiziert: (1) typischer und (2) atypischer (normale max. Kniebeugung Schwungphase) steifer Gang und (3) Kauergang. ANOVA und t-Test wurden zur statistischen Auswertung benutzt.
Ergebnisse: Die Gesamtauswertung erbrachte eine signifikante Erhöhung des Bewegungsausmaßes während der Schwungphase, eine signifikant Erhöhung der Kniebeugegeschwindigkeit am Übergang Stand-/Schwungphase und eine verfrühtes Erreichen der max. Beugung. In Gruppe 1 zeigte sich eine signifikante Verbesserung der max. Schwungphasenkniebeugung, wohingegen in Gruppe 2 keine Veränderung erzielt werden konnte und Gruppe 3 im Mittel sogar signifikant weniger Beugung aufwies. Eine Verbesserung des Bewegungsausmaßes zeigte sich in allen Gruppen. Bei 55% der Patienten konnte postoperativ ein persistierendes positives Rektuszeichen (Duncan-Ely-Zeichen) gefunden werden. Die Einzelauswertung jedes Beines zeigte eine funktionelle Verschlechterung bei 25% in Gruppe 1, bei 50% in Gruppe 2 und bei 35% der Beine in Gruppe 3.
Schlussfolgerungen: Für Patienten der Gruppe 1 stellt der Rektussehnentransfer weiterhin das Verfahren der Wahl dar. Das Auftreten von funktioneller Verschlechterung, v.a. in Gruppe 2 und 3, unterstützt die Annahme, dass der Transfer nicht bei allen Patienten die gewünschten Effekte erbringt. Es scheint, dass der Muskel bei einigen Patienten des Transfers weiterhin ein Extensionsmoment aufbauen, wahrscheinlich durch Vernarbung mit den darunterliegenden Anteilen des Quarizeps femoris. Das Auftreten eines positiven Rektuszeichens postoperativ bei über 50% der Patienten unterstützt diese Annahme.