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Marknagelung der proximalen Tibiafraktur
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Veröffentlicht: | 9. Oktober 2007 |
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Fragestellung: Zur Behandlung der proximalen, extraartikulären Tibiafraktur existiert praktisch kein Behandlungsstandard. Abhängig vom jeweiligen traumatologischen Zentrum werden unterschiedliche Fixationsprinzipien, mit zahlreichen verschiedenen Implantaten, angewendet. Ziel dieser Studie war es, die Ergebnisse der Stabilisierung von proximalen Tibiafrakturen mittels eines seit 12 Jahren im Handel befindlichen Nagels mit proximaler Dreifachverriegelung und reduziertem Winkelspiel der Verriegelungsschrauben im Nagel (Targon T® , Fa. Aesculap) zu evaluieren und die Ergebnisse mit denen anderer intra- und extramedullärer Verfahren zu vergleichen.
Methodik: Retrospektive Studie unter Einschluss aller Patienten, die bei proximaler Tibiafraktur im Zeitraum von 1994 bis 2004 mit dem Targon T® Nagel versorgt wurden. Untersucht wurden nach radiologischen Kriterien das erreichte postoperative Repositionsergebnis, die Ausheilungsergebnisse, sowie eventuelle Komplikationen. Die Ergebnisse wurden mit den Resultaten anderer Studien verglichen.
Ergebnisse: Im genannten Zeitraum wurden 51 Patienten (Durchschnittsalter: 43,2 Jahre), die eine Tibiafraktur im ersten und zweiten Fünftel der Tibia erlitten hatten, mit dem Targon T® Nagel versorgt, 39 (76,5 %) davon primär. Bei 9 Patienten (17,6 %) lag eine Vorbehandlung mit anderen Verfahren vor. Bei zwei Patienten (3,9 %) bestand eine Pseudarthrose nach UTN-Nagelung. Bei einem Patienten (1,9 %) wurde der Nagel für eine Umstellungsosteotomie verwendet. Es lagen 19 offene und 32 geschlossene Frakturen vor. 5 Patienten (9,8 %) waren mehrfachverletzt (Polytrauma). 19 Patienten erlitten Frakturen im Bereich des ersten Fünftels der Tibia, die anderen 32 Patienten erlitten Frakturen im zweiten Fünftel der Tibia. In 3 Fällen (5,8 %) verheilte die Fraktur in Fehlstellung (>5°), bei 2 Patienten (3,9 %) trat ein Nagelbruch auf, der zum Nagelwechsel führte. Ein Bruch einer Verriegelungsschraube kam nicht vor. Es trat keine postoperative Pseudarthrose auf. In anderen Studien sind deutlich höhere Fehlstellungsraten auf: Buehler (1997) 14%, Freedman (1995) 58%, Gercek (1999) 50%, Lang (1995) 84%, Matthews (1994) 54,5%, Ricci (2001) 8,3%, Schütz (2004) 25%, Tytherleigh-Strong (1997) 36%, Vogt (2004) 10,3%
Schlussfolgerungen: Offensichtlich haben geändertes Nageldesign (proximale 3fach Verriegelung, reduziertes Winkelspiel der Verriegelungsschrauben) und spezielle OP-Technik (Rotation des Nagels im Markraum, Verwendung von Stütz- Schrauben zur verbesserten Reposition und Retention) zur Ergebnisverbesserung (kaum Materialversagen, kaum Fehlstellungen, keine Pseudarthrosen) geführt. Neue Marknägel, deren geändertes Design speziell auf die Versorgung proximaler Frakturen abzielt, zeigen ähnliche Ergebnisprofile, sie sind jedoch wesentlich teurer, was in der Kostendiskussion im Gesundheitssystem eine Rolle spielt.