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Die Para-Schulter: Läsion des anterior-superioren Komplexes (Labrum, SGHL, SSC) und dessen arthroskopische Behandlung
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Veröffentlicht: | 28. September 2006 |
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Fragestellung: Aufgrund der unvermeidlichen Überbelastung der Schulter eines Rollstuhlfahrers im Alltag, insbesondere beim Körpertransfer, gibt es für Gelenkschäden keine einheitliche Therapiestandards. Dies ist in den frustranen Ergebnissen operativer Versorgung bei fortgeschrittenen Läsionen zu beobachten. In der Entstehung des Schadens im Frühstadium der „Para-Schulter“ halten wir die Fortbewegung im Rollstuhl als viel bedeutsamer als den Transfer. Nach unserer Hypothese konzentriert sich aufgrund der Armbewegung bei der Fortbewegung im Rollstuhl (vermehrte anterosuperiore Translation des Humeruskopfes) der Schaden im Bereich des anterior-superioren Komlexes (Labrum glenoidale, superiores glenohumerales Ligament, M. subscapularis). Deshalb postulieren wir eine frühzeitige arthroskopische Rekonstruktion, bevor es zu irreversieblen Schäden kommt. Ziel dieser Studie ist es, die Pathogenese und operative Behandlung der „Para-Schulter“ darzustellen.
Methoden: Bei der arthroskopischen Behandlung von Paraplegikern mit Schulterschmerzen im Zeitraum von 01/2005 bis 12/2005 haben wir eine Gruppe von 16 Patienten (14 paraplegische und 2 tetraplegische; ø Alter 35,7 J., m=10 w= 6) mit einer Läsion des anterior-superioren Komplexes gefunden. Arthro-MRT Aufnahmen wurden präoperativ erstellt und prä- und post-OP wurde der ASES- und Constant Score erfasst, Nachuntersuchungen erfolgen alle 3 Monate im ersten Jahr, dann halbjährlich. Durchschnittliches Follow up beträgt derzeit 6 Monate.
Ergebnisse: Die Arthro-MRI Untersuchungen zeigten in allen Fällen im Frühstadium einen anterior-superioren Schaden mit Läsion des anterior-superioren Labrums, Pulley-Systems, kranialen M. subscapularis und der langen Bizepssehne. Dies bestätigte sich arthroskopisch: in allen Fällen zeigte sich eine Abscherung des anterior-superioren Labrums (peel off). Zusätzlich fand sich 5x SSC-Läsion, 2x SSC-Läsion mit Pulley-Läsion, 3x partielle LBS-Ruptur (1x komplett). Es erfolgten: Debridement und Refixation des Labrums mit Fadenankern, Reinsertion des SSC mit Rekonstruktion des Pulley Apparates.
Schlussfolgerung: Sämtliche Patienten mit einem rekonstruierten Frühschaden des Labrums und der Subscapularissehne zeigen eine signifikante Besserung der Beschwerden. Eine stabile, schmerzfreie Schulter gibt die beste Voraussetzung für eine differenzierte ergo- und physiotherapeutische Korrektur der Bewegungsabläufe und gezielten Aufbau der Muskulatur. Dies gilt vor allem bei der Fortbewegung im Rollstuhl.