Artikel
IL-6 Blockade bei Großgefäßvasculitiden, Fluch oder Segen?
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 8. Oktober 2019 |
---|
Gliederung
Text
Einleitung: Nach dem Wirkungsnachweis der IL-6-Blockade für die Therapie der Riesenzellenarteriitis [1], [2] folgten 2018 auch randomisierte Studien zur Wirksamkeit bei der Takayasu-Arteriitis [3], [4]. Wir haben damit zur Behandlung des Spektrums der Grossgefässvaskulitiden einen weiteren potenten Pfeil im Köcher. Im Falle des Therapieversagens fehlt jedoch ein wichtiger Parameter (CRP/BSG) zur Verlaufskontrolle der Erkrankungsaktivität, was zur Verkennung des Nicht-Ansprechens und somit zu Krankheitsprogress führen kann.
Exemplarisch soll an einer kleinen Fallserie von drei Patienten, n=2 für Takayasu-Arteriitis, sowie n=1 RZA gezeigt werden, was im Falle eines Rezidivs bzw. Nichtansprechens unter Steroidreduktion problematisch ist.
Ergebnisse: Wir präsentieren zwei junge Patienten mit bildmorphologisch eindeutig diagnostizierter Takayasu Arteriitis (m17 und f 24 Jahre), mit therapierefraktärem Verlauf unter Steroiden und MTX, sowie Rezidiven unter TCZ (8mg/kg Körpergewicht i.v alle 4 Wochen) bei Steroidreduktion mit entsprechend fehlenden serologischen Entzündungsparameter trotz typischer Klinik mit Thoraxschmerzen und Karotidodynie, sowie einen 73 jährigen Patienten mit RZA (Arteriits cranialis, Aortitis und Iliacalarteriitis) mit Therapierefraktärität auf MTX und im Anschluss auch auf TCZ (162 mg s.c.), der ebenfalls keine serologischen Entzündungsparameter in einem in der Bildgebung gesicherten Rezidiv zeigte. Die PET-CT wies in allen Fällen auf eine Krankheitsaktivität hin, was jedoch nur begrenzt zur Verlaufsbeurteilung dient. Die beiden Pat. mit TA sprachen im Anschluss auf IFX gut an, der Pat. Mit RZA wurde auf CYC umgestellt.
Schlussfolgerung: Durch die IL-6 Blockade fehlt uns ein wichtiger laboranalytischer Verlaufsparameter zur Kontrolle der Erkrankungsaktivität. Bei lediglich milder klinischer Symptomatik, sowie nur eingeschränkter Aussagekraft der bildgebenden Abklärung mittels MRT-Angiographie, Duplex-Sonographie und PET-CT zur Verlaufskontrolle von Grossgefässvaskulitiden besteht somit eine latente Gefahr des Verkennens einer Krankheitsaktivität [5]. Engmaschige klinische Längsschnittbeobachtungen mit seriellen Bildgebungen zur Detektion einer Zunahme von Gefäß-Stenosen sind unter der Therapie mit TCZ von großer Wichtigkeit. Zudem liegen mit der Entwicklung von weiteren bildgebenden Verfahren wie der diffusions-gewichteten MR-Angiographie und der Kontrastmittel-Sonographie (CEUS) potentiell geeignete Verlaufsparameter bei Grossgefässvaskulitiden in der ‚Pipeline‘ [6], [7] mit denen ggf. gezeigt werden kann ob die Therapieversager unter Tocilizumab bei GCA im klinischen Alltag höher liegen, als die Studiendaten vermuten lassen.
Literatur
- 1.
- Stone JH. Trial of Tocilizumab in Giant-Cell Arteritis. Nejm. 2017;377(7):741-744.
- 2.
- Villiger PM, et al. Tocilizumab for induction and maintenance of remission in giant cell arteritis: A phase 2, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet. 2016;387(1003):1921-1927.
- 3.
- Mekinian A, et al. Efficacy of tocilizumab in Takayasu arteritis: Multicenter retrospective study of 46 patients. J Autoimmun. 2018;91:55-60.
- 4.
- Nakaoka Y, et al. Efficacy and safety of tocilizumab in patients with refractory Takayasu arteritis: results from a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial in Japan (the TAKT study). Ann Rheum Dis. 2018;77(3):348-354.
- 5.
- Misra DP, Wakhlu A, Agarwal V, Danda D. Recent advances in the management of Takayasu arteritis. Int J Rheum Dis. 2019;22:60-68.
- 6.
- Ma LY, et al. Value of contrast-enhanced ultrasonography of the carotid artery for evaluating disease activity in Takayasu arteritis. Arthritis Res Ther. 2019;21(1):24.
- 7.
- Ironi G, Tombetti E, Napolitano A, Campolongo M, et al. Diffusion-Weighted Magnetic Resonance Imaging Detects Vessel Wall In fl ammation in Patients With Giant Cell Arteritis. JACC Cardiovasc Imaging. 2018;11(12):1879-1882.