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Uveitis, Abgeschlagenheit und erhöhte Entzündungswerte – ein Fall für den Rheumatologen?
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Veröffentlicht: | 1. September 2015 |
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Vorgeschichte: Eine 56-jährige Patientin stellte sich mit seit drei Monaten bestehender beidseitiger Uveitis anterior, im Verlauf zunehmender Abgeschlagenheit und Müdigkeitsgefühl sowie neu aufgefallener Sturzsenkung vor. Unter einer Lokaltherapie mit Steroidaugentropfen war es bereits zu einer Regredienz der initialen Augenbeschwerden (Fremdkörpergefühl, Photophobie) gekommen. B-Symptomatik wurde nicht berichtet. Als Begleiterkrankungen wurden eine Hämochromatose und eine Hypothyreose angegeben.
Diagnostik: Bei der internistisch-rheumatologischen Untersuchung zeigten sich keine Pathologika. Im Labor bestätigten sich die erhöhten systemischen Entzündungsparameter (BKS 118 mm n.W. in der ersten Stunde, CRP 10,7 mg/dl).
Zum Ausschluss eines infektiösen Geschehens erfolgten eine Urinkultur und eine Röntgen-Thoraxuntersuchung, bei der sich lediglich unauffällige Befunde ergaben. Bei einer von uns veranlassten augenärztlichen Konsiliaruntersuchung wurde eine unter Prednisolonaugentropfen gut rückläufige und zarte Iritis beidseits gesehen. Nach Kontaktaufnahme mit der initial behandelnden Augenärztin ließ sich eruieren, dass initial eine deutliche serofibrinöse Iritis bei der Patientin bestanden hatte. Da durch den im Verlauf rückläufigen Augenbefund die aktuell bei der Patientin bestehenden systemischen Entzündungsparameter nicht zu erklären waren, initiierten wir weitere Untersuchungen bezüglich einer entzündlich-rheumatischen Systemerkrankung, insbesondere eines vaskulitischen Geschehens. Bei der daraufhin erfolgten farbduplexsonographischen Untersuchung fanden sich für eine Riesenzellarteriitis suggestive echoarme Wandverdickungen im Bereich der Aa. carotis communes bds., der Aa. axillares bds., der Abgänge der Aa. subscapulares bds.. Bei der Kontrastmittelsonographie imponierten moderate Anreicherungen im Bereich der verdickten Gefäßwände.
Therapie und Verlauf: Unter der Arbeitshypothese einer Riesenzellarteritiis begannen wir eine Prednisolontherapie mit 1mg/kg KG. Hierunter kam es zu einer prompten subjektiven Beschwerdebesserung. CRP und BKS fielen in den Folgetagen deutlich.
Die Diagnose der Riesenzellarteriitis ließ sich mittels einer in den Folgetagen durchgeführten F-18 FDG-PET-CT-Untersuchung bei Nachweis von wandständigen Stoffwechselsteigerung im Bereich der gesamten Aorta thoracalis und abdominalis sowie der supraaortalen Abgänge bis in die A. brachialis bds. bestätigen.
Im weiteren Verlauf ist die Patientin unter der nachfolgenden Steroidtherapie auch Monate später beschwerdefrei; die Uveitis hat sich komplett zurückgebildet.
Schlussfolgerung: Dieser Fall zeigt eine Erstmanifestation einer Riesenzellarteriitis durch eine beidseitige Uveitis anterior. Eine Uveitis als sehr seltene mögliche Manifestation einer Riesenzellarteritis ist in der Literatur beschrieben. Bei der Kombination eines Patientenalters ≥50 Jahre, erhöhten systemischen Entzündungsparametern und Uveitis sollte die Differentialdiagnose einer Riesenzellarteritis bedacht werden.