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Der freie vaskularisierte Fibulatransfer: Retrospektives Review von 14 Patienten
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Veröffentlicht: | 27. September 2016 |
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Fragestellung: Freie vaskularisierte Fibulatransplantate (FVFG) stellen eine etablierte Technik zur Rekonstruktion von Knochendefekten dar. Sie bieten den Vorteil einer schnellen ossären Integration und damit der früheren Belastungsstabilität sowie hohe Einheilungsraten an schlecht vaskularisierten Gebieten (z.B. nach Radiatio). Durch die zusätzliche Möglichkeit der zeitgleichen Rekonstruktion von Weichteildefekten ergeben sich vielfältige Einsatzgebiete. Auf Grund der aufwändigen mikrochirurgischen Operationstechnik existieren jedoch bis dato kaum valide Informationen zum Langzeit out-come. In dieser retrospektiven Studie wird anhand einer Fallserie von 14 Patienten der Behandlungserfolg des freien gefäßgestielten Fibulatransfers zur Behandlung von Knochendefekten überprüft und diskutiert.
Methodik: 14 Patienten (13 Männer, 1 Frau; Altersmedian 42 ± 12,2 Jahre) wurden im Zeitraum zwischen Januar 2011 und November 2014 mit FVFGs zur Rekonstruktion von Knochendefekten versorgt. Hierbei wurde bei allen Patienten eine osteocutane Fibula gehoben und zur Überbrückung von knöchernen Defekten integriert (Distanz 18,2 cm +/- 7,1 cm).Der klinische Behandlungserfolg wurde mit Hilfe des MSTS-Score nach Enneking (im Mittel 4,4 +/- 1,8 Jahre nach der Operation) überprüft. Zusätzlich wurde zur Beurteilung der knöchernen Integration des Transplantats eine radiologische Kontrolle (im Mittel 1,9 +/- 1,2 Jahre nach der Operation) durchgeführt. Die Patientenprofile und erhobenen Daten wurden deskriptiv analysiert. Die statistische Auswertung erfolgte mit nicht-parametrischen Tests und das Signifikanzniveau betrug p<0,05.
Ergebnisse: Der Enneking-Index nach FVFG betrug im Mittel 72,5% (95% CI 64,5 bis 77,3%). Zwischen den einzelnen Operationsindikationen (Osteomyelitis, nach Tumorresektion, Trauma) konnten keine signifikanten Unterschiede im Behandlungserfolg gefunden werden. Eine Regressionsanalyse zeigte keinen Zusammenhang zwischen Defektgröße und funktionalen Behandlungserfolgen. Bei 4 Patienten traten Komplikationen auf, die eine Revision nötig machten ohne Verlust des Transplantats. Ein Patient erhielt zusätzlich eine Nerventransplantation im Verlauf nach drei Wochen. Zwei weitere wurden mit Sehnentransfers ebenfalls im Verlauf versorgt. Eine der aufgetretenen Komplikationen erforderte eine Entfernung des Transplantats und eine Amputation der Extremität.
Schlussfolgerungen: Die niedrige Komplikationsrate, gute funktionale Ergebnisse und die ausgezeichnete knöcherne Integration belegen den zuverlässigen Erfolg des freien vaskularisierten Fibulatransfers zur Behandlung von Knochendefekten. Trotz einer hohen Patientenzufriedenheit scheinen moderate Einschränkungen im Bewegungsausmaß nicht unüblich zu sein.