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Etablierung eines deutschen Verbrennungsregisters – erste Erfahrungen und Vergleich mit dem National Burn Repository sowie dem Bi-National Burns Registry
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Veröffentlicht: | 3. September 2014 |
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Einleitung: Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Verbrennungsmedizin (DAV) erhebt seit 1991 Basisdaten von schwerbrandverletzten Patienten im Rahmen einer Multicenter-Studie. An dieser Erhebung nehmen nahezu alle Verbrennungszentren der deutschsprachigen Länder teil. Die kummulierten Daten der einzelnen Verbrennungszentren werden jährlich zusammengeführt und veröffentlicht. Die erfassten Daten erlauben jedoch keinen Bezug zur Gesamtkohorte und sind daher für wissenschaftliche Auswertungen nur bedingt geeignet.
In Anlehnung an das Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (TR-DGU) arbeitet seit April 2014 eine Strukturkommission der DGV an der Initiierung und Etablierung eines ähnlich konfigurierten Registers zur Erfassung der schwerbrandverletzten Patienten im deutschsprachigen Raum.
Ziel des Verbrennungsregisters ist es, die Behandlung schwerbrandverletzter Patienten vergleichbar zu machen und die medizinische Versorgung zu verbessern. Aus der Analyse der derzeitigen Ergebnisse sollen Empfehlungen erarbeitet und umgesetzt werden. Darüber hinaus soll das Register als Monitorwerkzeug für das Qualitätsmanagement des jeweiligen Hauses dienen und die Fallzahlen von Schwerstverbrannten bei wissenschaftlichen Analysen in dieser Kohorte erhöhen.
Internationaler Vergleich: Weltweit existieren zwei vergleichbare Register: Das National Burn Repository (NBR) der American Burn Association (ABA) integriert Daten von 102 Verbrennungszentren aus den USA, Kanada und Schweden und hat bislang über 190.000 erfasste Patienten. Seit 2004 existiert das Bi-National Burns Registry der Australian and New Zealand Burns Association. Beide Register erfassen primär Daten zur landestypischen Epidemiologie von Verbrennungen sowie Outcome-Variablen wie die Mortalitätsrate und die Dauer der Hospitalisierung. Es werden allerdings wenig physiologische Daten wie Flüssigkeitsmenge, Laborparameter, Medikamenteneinsatz etc. dokumentiert.
Aktueller Entwicklungsstand und praktische Anwendung: Seit 01. Juli 2014 existiert ein zu erhebender, von allen Teilnehmern konsentierter, einheitlicher Datensatz, der bei den eingeschlossenen Patienten im Register zu dokumentieren ist und den wir vorstellen wollen. Geplant ist, dass die teilnehmenden Zentren einmal pro Berichtsjahr einen Verbrennungsregister-Jahresbericht mit individuellen Daten sowie einen Benchmark-Vergleich mit den anderen teilnehmenden Kliniken erhalten. Die explizite Datenanalyse erfolgt anonymisiert, die individuellen Ergebnisse werden nur an die jeweilige Klinik versendet. Der Konsens der erhobenen Einzeldaten erfasst Parameter zur Epidemiologie, Verbrennungszeitpunkt, -ausmaß und -tiefe sowie relevante Therapie, Liegedauer und Outcome.
Ausblick: Das Verbrennungsregister der DGV möchte in Zukunft die Qualität und Sicherheit der Versorgung brandverletzter Patienten steigern. Dazu werden im Wesentlichen die folgenden zwei Ziele verfolgt:
- Qualitätssicherung in den teilnehmenden Kliniken
- Wissenschaftliche Analysen und Versorgungsforschung
Das Gesundheitsstrukturgesetz schreibt verbindlich eine externe Qualitätssicherung für Krankenhäuser vor. Das Verbrennungsregister der DGV soll in Zukunft helfen, die Qualitätssicherung mit angemessenem Aufwand im einem komplexen Bereich der Plastischen Chirurgie umzusetzen. Die teilnehmenden Kliniken dokumentieren ihre schwerbrandverletzten Patienten und erhalten einmal jährlich einen ausführlichen Qualitätsbericht.
Eine von Jahr zu Jahr wachsende Datenbank wird weiterhin neben der deskriptiven Darstellung der Versorgungsrealität auch Analysen zeitlicher Trends, sowie – mit Einschränkung – auch Aussagen zur Effektivität von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen bei der Versorgung schwerverbrannter Patienten ermöglichen.