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Verbesserung der Arm- und Handfunktion bei Tetraplegie durch mikrochirurgische Nerventransposition von oberhalb der Rückenmarkläsion – Anatomische Machbarkeit und theoretisches Konzept
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Veröffentlicht: | 27. September 2011 |
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Einleitung: In dieser Arbeit soll die anatomische Machbarkeit von Nerventranspositionen bei Rückenmarkverletzungen im Halsbereich (Teraplegie) anhand von eigenen Präparationen und Literaturangaben dargestellt werden.
Material und Methoden: Folgende Nerventranspositionen, die bei Patienten mit Querschnittslähmung unterhalb von C6 zur Verfügung stünden, wurden anhand anatomischer Präpationen anhand von 8 Leichen-Armen simuliert:1. Hinterer Deltoideus-Aust des N. axillaris (C5/6) oder Coracobrachialis-Ast des N. musculocutaneus (C5/6) zur Neurotisation eines M. triceps-Kopfes (Caput laterale) (C7) zur Ellenbogenstreckung. 2. Teres minor-Ast des N. axillaris (C5/6) zur Neurotisation des N. thoracodorsalis zum M. latissimus dorsi zur Thorax-Stabilisierung 3. N. accessories (XI. Hirnnerv) über posterioren Zugang zur Neurotisation der Schulter- und Armfunktion 4. Brachialis-Ast des N. musculocutaneus (C5/6) zur selektiven Neurotisation extrinsischer Unterarm-Muskeln zur Handgelenkstreckung (ECRL) oder Daumenbeugng (FPL) 5. Supinator-Äste (C5/6) des N. radialis zur Neurotisation des N. interosseus posterior für die Daumen- und Fingerfunktion (C7-Th1) zur Finger- und Daumenstreckung
Ergebnisse: Die untersuchten Techniken erfüllten folgende Kriterien idealer Nerventranspositionen: 1. entbehrliche Spendernerven, 2. hohe motorische Axondichte, 2. Nachbarschaft zum Empfängernerv 3. direkte Koaptation (mit Ausnahme des Brachialis- zum FPL-Ast, hier kurzes Nerveninterponat notwendig). Theoretisch wären bei Tetraplegikern sogar bessere Ergebnisse als bei Patienten nach peripheren Nervenläsionen möglich, weil: 1. bei intaktem unteren Motoneuron die Reflexbogen zum Rückenmark erhalten bleiben und keine Degeneration der motorischen Endplatten stattfindet, die den Muskel nach ca. 18-24 Monaten reinnervations-refraktär machen., 2. durch intraoperative Stimulation der intakten Empfängernerven-Faszikel eine hochselektive Neurotisation möglich wäre und 3. die Distanz und damit die Regenerationszeit minimieren liesse.
Schlussfolgerung: Anhand der vorliegenden Literatur und eigener Daten anatomischer Präparationen könnten Nerventranspositionen die funktionelle Rekonstruktion auch bei hoher Querschnittslähmung verbessern, speziell bei Patienten bei denen nur wenige Muskeln für konventionelle Sehnen-Transpositionen zur Verfügung stehen.