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Pankreas-Enukleation vs. Standardresektion (Whipple bzw. Linksresektion) – Eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Als organschonende, chirurgische Option für Pankreas-Neoplasien verspricht die Pankreasenukleation eine bessere postoperative Funktion im Vergleich zu Standardresektionen (Whipple-OP oder Pankreaslinksresektion). Ziel dieses Systematic Review mit Meta-Analyse war, das postoperative Outcome von Enukleationen vs. Standardresektionen hinsichtlich funktioneller Parameter, Morbidität und Mortalität zu vergleichen.
Material und Methoden: Es wurde eine systematische Literatursuche (Medline, Embase und Cochrane Library/CENTRAL) zur Identifikation aller relevanten Studien (randomisiert-kontrolliert, prospektiv, retrospektiv) durchgeführt, die das operative Ergebnis von Enukleationen vs. Standardresektionen vergleichen. Anschließend erfolgte eine unabhängige Beurteilung der methodischen Studienqualität durch zwei Autoren (Critical Appraisal), sowie eine standardisierte Datenextraktion und quantitative Auswertung definierter Endpunkte (Mortalität, Gesamtmorbidität, Pankreasfistelrate, Reoperationsrate, verzögerte Magenentleerung, Operationszeit, intraoperativer Blutverlust, Länge des Krankenhausaufenthaltes, postoperative endokrine sowie exokrine Insuffizienz). Die gewonnenen Einzeldaten wurden in einer Meta-Analyse zusammengefasst (Review Manager Software 5.2.6; random-effects model).
Ergebnisse: Die systematische Literatursuche führte zu 665 Treffern. 22 Beobachtungsstudien mit den Daten von insgesamt 1148 Patienten konnten letztendlich in diese Übersichtsarbeit eingeschlossen werden. Der Critical Appraisal zeigte eine starke klinische sowie methodologische Heterogenität. Die Operationszeit (MD -78.42 [-106.17, -50.67], P˂0.00001), der intraoperative Blutverlust (MD -298.03 [-363.08, -232.99], P˂0.00001), die Länge des Krankenhausaufenthaltes (MD -1.31 [-2.55, -0.06], P=0.04) sowie die Rate postoperativer endokriner (OR 0.19 [0.07, 0.50], P=0.0007) und exokriner (OR 0.07 [0.02, 0.27], P=0.0001) Insuffizienzen waren nach Enukleation signifikant geringer als nach Standardresektionen. Dahingegen zeigten Mortalität (OR 1.49 [0.54, 4.15], P=0.44), Gesamtmorbidität (OR 1.15 [0.73, 1.83], P=0.55), Reoperationsrate (OR 0.97 [0.46, 2.04], P=0.93) und die verzögerte Magenentleerung (OR 0.32 [0.09, 1.09], P=0.07) keinen signifikanten Unterschied. Die Rate postoperativer Pankreasfisteln war nach Enukleation signifikant erhöht (OR 2.09 [1.41, 3.11], P=0.0003), jedoch ohne sich im Sinne einer erhöhten Mortalität oder Gesamtmorbidität zu manifestieren. Eine Sensitivitätsanalyse der großvolumigen Studien (>20 Enukleationen) zeigte dass in diesem Kollektiv kein signifikanter Unterschied mehr in der Pankreasfistelrate zwischen Enukleationen und Standardresektionen auftrat (OR 1.72 [0.87, 3.38], P=0.12).
Schlussfolgerung: Diese Meta-Analyse aus 22 Beobachtungsstudien zeigte, dass Pankreasenukleationen in spezialisierten Zentren effektiv und mit einem vergleichbaren Risikoprofil wie Standardresektionen durchgeführt werden können. Aufgrund der intra- und perioperativen Vorteile sollten Enukleationen den Standardresektionen bei der Entfernung ausgewählter pankreatischer Neoplasien vorgezogen werden. Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse sind jedoch durch die zugrundeliegenden Daten der ausschließlich nicht-randomisierten Studien eingeschränkt.
Abbildung 1 [Abb. 1]