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Funktionelle Ergebnisse nach Revision freier Lappenplastiken an der oberen Extremität
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Veröffentlicht: | 24. April 2015 |
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Einleitung: Der mikrovaskuläre freie Gewebetransfer hat sich als verlässliches Verfahren für die Rekonstruktion komplexer Weichteildefekte an der oberen Extremität etabliert. Hier ist das rekonstruktive Ziel jedoch nicht nur die Weichteilbedeckung, sondern auch die Wiederherstellung von Funktion, Form und Sensibilität. Trotz hoher Erfolgsraten von 95 bis 99 Prozent stellen die Komplikationen des freien Gewebetransfers eine große Herausforderung dar. Ziel dieser Arbeit war die Analyse funktioneller und ästhetischer Langzeitergebnisse nach erfolgreicher Revisionsoperation aufgrund von Anastomosenkomplikationen mit Ischämiephase bei freien Lappenplastiken an der oberen Extremität.
Material und Methoden: Durch eine retrospektive Datenanalyse wurden insgesamt 836 Patienten identifiziert, die zwischen 1999 und 2010 einen freien Gewebetransfer erhielten. Insgesamt wurde bei 81 von 138 Patienten eine technisch erfolgreiche Revisionsoperation durchgeführt. Bei 45 Patienten handelte es sich um Anastomosenkomplikationen, welche sich aus arteriellen Thrombosen (59%), venöse Thrombosen (36%) und kombinierte arterielle und venöse Thrombosen (5%) zusammensetzten. Eine Subgruppenanalyse ergab 10 Patienten mit erfolgreicher Revisionsoperation an der oberen Extremität. Hiervon konnten 7 Patienten in unserer Klinik nachuntersucht werden. Bei dem freien Gewebetransfer handelte es sich um die Latissimus dorsi-Lappenplastik (n=2), osteokutaner Fibulatransfer (n=2), Parascapular-Lappenplastik (n=1), kombinierte osteokutane Skapula/Paraskapular-Lappenplastik (n=1), lateraler Oberarmlappen (n=1) und Radialislappenplastik (n=1). Als funktionelle Zielparameter dienten der DASH („Disabilities of the arm“)-Fragebogen, Kraftmessungen, aktives Bewegungsausmaß, und der „Vancouver-Scar-Scale“ (VSS). Außerdem wurde die Rate instabiler Narben untersucht.
Ergebnisse: Im Handgelenk betrugen die Extensions-/Flexionsfähigkeit im Mittel 39,6°/0°/56,9°, die Radial-/Ulnarabduktion im Mittel 16°/0°/28°. Somit lagen die Bewegungsausmaße über den Anforderungen zur Bewältigung von Aufgaben des täglichen Lebens. Die Ergebnisse zeigen auf, dass nach Revisionsoperationen nach freiem Gewebetransfer mit akzeptablen funktionellen Resultaten im Bereich der oberen Extremitäten zu rechnen ist. Bei der Kraftmessung zeigten sich bei der grob- als auch feinmotorischen Funktion Defizite. Bei dem DASH-Score erreichten die nachuntersuchten Patienten hinsichtlich der „Funktionsfähigkeit“ einen Mittelwert von 30,7 Punkten, entsprechend einer moderaten Einschränkung bei Aktivitäten des täglichen Lebens. Die Gesamtpunkzahl des VSS lag im Mittel bei 4,4 Punkten.
Schlussfolgerung: Trotz mitunter längerer Ischämiephase durch Anastomosenkomplikationen zeigt diese Studie, dass das Primärziel eines funktionell und ästhetisch zufriedenstellenden Weichteilverschlusses durch den freien Gewebetransfer an der oberen Extremität prinzipiell möglich ist und somit die Revisionen rechtfertigt. Vermehrt instabile Narben treten nicht auf. Die objektiven Parameter der ästhetischen Bewertung korrelierten mit dem subjektiven Empfinden der Patienten und zeigten, dass nach revidiertem freiem Lappentransfer im Langzeitverlauf eine adäquate ästhetische Zufriedenheit erreicht wird.