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Einfluss des Pringle-Manövers auf Morbidität und Mortalität nach Leberresektion – eine systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: In den vergangenen Jahren sind große Fortschritte in der resezierenden Leberchirurgie erzielt worden, welche zu einer deutlichen Reduktion des Blutverlustes geführt haben. Angesichts dieser Entwicklung wird die Anwendung des kontinuierlichen und intermittierenden Pringle-Manövers sowie seiner Modifikation, der ischämischen Präkonditionierung (IPK), kritisch diskutiert. Ziel der vorliegenden systematischen Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse war es die Effektivität des Pringle-Manövers hinsichtlich der Senkung von Morbidität und Mortalität nach Leberresektion quantitativ zu erfassen.
Material und Methoden: Systematische Literatursuche (Medline, Embase, Cochrane Library, Science Citation Index) nach Standards der Cochrane Collaboration. Identifikation aller relevanten randomisiert kontrollierten Studien (RCT’s). Unabhängige Beurteilung der methodischen Studienqualität durch zwei Autoren mittels standardisierter Formulare (Critical Appraisal). Datenextraktion und quantitative Auswertung folgender peri-operativer Parameter: Morbidität, Mortalität, Blutverlust, Transfusionsbedarf, und Transaminasen (ALT). Statistische Zusammenfassung der Einzeldaten in einer Meta-Analyse (Review Manager Software 4.2.1; random-effects model).
Ergebnisse: Von 1273 identifizierten Studienzitaten wurden 8 RCT’s mit einer kumulativen Fallzahl von 557 Patienten in die Beurteilung eingeschlossen. Das Studiendesign der Studien variierte stark. Durchgeführte Meta-Analysen zeigten keinen Unterschied zwischen den Studiengruppen mit und ohne Pringle-Manöver hinsichtlich Morbidität (p = 0.80), Mortalität (p = 0.47), intraoperativen Blutverlust (p = 0.35) und Transfusionsbedarf (p = 0.33). Das kontinuierliche (p < 0.0001), jedoch nicht das intermittierende Pringle-Manöver (p = 0.12) führte zu signifikant höheren postoperativen ALT-Werten. Durchgeführte Meta-Analysen der Studien zur Leberresektion mit und ohne Anwendung von IPK zeigten ebenfalls keinen Unterschied zwischen den Vergleichsgruppen mit Ausnahmen signifikant niedrigerer postoperativer ALT-Werte in der Gruppe der Patienten mit IPK (p < 0.00001).
Schlussfolgerung: Die vorliegende Meta-Analyse existierender randomisierter Studien zeigt keinen signifikanten Effekt des Pringle-Manövers sowie der IPK auf die Senkung postoperativer Morbidität, Mortalität, Blutverlust und Transfusionsbedarf nach Leberresektion. Aufgrund des möglichen Ischämie/Reperfusionsschadens kann das Pringle-Manöver daher nicht zum routinemäßigen Einsatz empfohlen werden und sollte falls erforderlich intermittierend oder nach IPK durchgeführt werden.