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Ist die medikamentöse Prämedikation noch zeitgemäß?
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: Die medikamentöse Prämedikation vor operativen Eingriffen gilt als Standard. Akzeptierter Vorteil ist die Beruhigung des Patienten, Nachteil die Notwendigkeit einer umfänglichen Betreuung in der präoperativen Phase. Wir haben in einer Pilotstudie untersucht, ob die medikamentöse Prämedikation bei selektionierten Patienten entbehrlich ist.
Material und Methoden: Im Zeitraum vom 01.08.2006 bis zum 26.09.2007 wurde bei 470 Patienten (184 männlich, 285 weiblich, Alter 53 ± 28 Jahre) auf die medikamentöse Prämedikation am Operationstag verzichtet. Es handelte sich um 284 Patienten mit zervikalem Eingriff (Schilddrüse, Nebenschilddrüse), 87 Patienten mit Leistenbruch, 51 Patienten mit geplanter laparoskopischer Cholezystektomie, 40 Patienten zur retroperitoneokopischen Adrenalektomie und 8 Patienten mit größeren Eingriffen. Die Patienten wurden zu Fuß in den Operationssaal begleitet und am 2. postoperativen Tag mittels eines standardisierten Fragenbogens nachuntersucht.
Ergebnisse: Ein Beruhigungsmittel vor der Operation haben 75% der Patienten nicht vermisst, 25% hätten sich eine Prämedikation gewünscht. Insgesamt haben 78% der Patienten es als angenehm empfunden, zu Fuß in den Operationssaal gebracht zu werden. Von den 79% der Patienten, die schon einmal operiert worden waren, schätzten 73% das präoperative Management ohne Medikation als angenehmer ein. Die mittlere Zufriedenheit aller Patienten lag bei 9 von 10 Punkten (Skala: 1 Punkt: gar nicht zufrieden – 10 Punkte: höchst zufrieden).
Schlussfolgerung: Auf die medikamentöse Prämedikation unmittelbar vor operativen Eingriffen kann bei selektionierten Patienten verzichtet werden. Die Zufriedenheit der Patienten ist dadurch zu steigern, die präoperativen Abläufe sind zu vereinfachen.