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Beeinflussung des Outcomes nach Nerventransplantation bzw. -rekonstruktion durch Tubulisation durch systemische Gabe von Erythropoietin
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: Eine Restituto ad integrum ist selbst nach idealer Rekonstruktion peripherer Nervendefekte durch Nerventransplantation nicht möglich. Eine frühere nutritive Versorgung des Nerventransplantates könnte helfen, die Nervenregeneration zu verbessern. Diese Arbeit hat zum Ziel, den Einfluss des Erythropoietins, dessen angiogenetisches sowie neuroprotektives Potential nachgewiesen ist, als adjuvante Therapie nach Nerventransplantation und Tubulisation zu beurteilen.
Material und Methoden: 32 weibliche Lewis Ratten wurden zu je 8 Tieren auf 4 Gruppen aufgeteilt. Die Tiere der Gruppen A und B unterliefen einer autologen Nerventransplantation des N. ischiadicus. In Guppen C und D erfolgte die Nervenrekonstruktion durch Einsetzen eines Kollagen I Conduits. Die Defektstrecke bzw. Transplantatlänge betrug 12 mm. In Gruppe A und C erfolgte dann über 14 Tage eine tägliche s.c. Injektion von 1.000 U/kgKG humanen rekombinanten Erythropoietins (hrEPO), verdünnt auf 500 ml physiologische Kochsalzlösung. Die Tiere der Kontrollgruppen B und D erhielten eine gleichartige Injektion ohne hrEPO. Die Probengewinnung erfolgte für alle Gruppen 7 Wochen postoperativ. Die Auswertung erfolgte zum Einen über die Bestimmung der Muskelgewichte der Mm. tibialis anterior et gastrocnemius im Vergleich zur nicht operierten Seite. Zum anderen führten wir mit dem Ziel der Axonzählung und -durchmesserbestimmung eine Harzeinbettung und Toluidinblaufärbung von histologischen Querschnitten im zentralen Anteil des Transplantates sowie im distalen Nervenstumpf durch. Die Auswertung führten wir mit Hilfe einer neuentwickelten Software zur semi-automatischen Ausmessung der myelinisierten Axone durch.
Ergebnisse: In sämtlichen Fällen erfolgte eine komplikationsfreie Transplantation, Infekte wurden nicht beobachtet. Die Erfassung der Muskelgewichte des M. tibialis anterior zeigte eine signifikant geringere Muskelatrophie in Gruppe A gegenüber B (p=0,026). Der Muskelquotient aus dem Gewicht der operierten zur nicht operierten Seite betrug in Gruppe A 0,53 (±0,05) gegenüber 0,43 (±0,05) in Gruppe B. Die korrespondierenden Werte des M. gastrocnemius ergaben mit 0,40 (Gruppe I) zu 0,36 (Gruppe II) ein gering höheres Muskelgewicht in der hrEPO – Gruppe (A), jedoch im Vergleich ohne Signifikanz. Der Vergleich der Gruppen C und D zeigte keine signifikanten Unterschiede.Die Auswertung von Axondurchmesser und –myelinisierungsgrad ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen A und B bzw. C und D, bei jedoch hochsignifikant stärkerer Regeneration der Nerventransplantat-Gruppen A und B gegenüber den Conduit-Gruppen C und D (p<0.001).
Schlussfolgerung: Wir sahen einen positiven Effekt der adjuvanten Therapie mit Erythropoietin nach Nerventransplantation auf das Ausmaß der Muskelregeneration. Überraschend zeigte sich dieser Effekt trotz unveränderter Axonzahl im Transplantat. Daher ist nicht ein direkter Effekt auf eine effizientere Axonaussprossung oder –maturation sondern eher auf neuromuskulärer Ebene wahrscheinlich. Im Röhrchenmodell, in dem keine Unterschiede zu sehen waren, hatte die erst beginnende Regeneration die neuromuskulären Endplatten noch nicht erreicht. Weitere Arbeiten zur Klärung dieses interessanten Phänomens stehen noch aus.