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Morphologische und funktionelle Veränderungen von Beckenboden und Rektum durch Sakralnervenstimulation mit Verbesserung von Kontinenz und Lebensqualität der Patienten
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Veröffentlicht: | 16. April 2008 |
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Einleitung: 15% der älteren Bevölkerung leiden an Stuhlinkontinenz. Die Diagnose bedeutet oft soziale Isolation. Die Implantation eines Sakralnervenstimulators kann zu einer Verbesserung der Kontinenz führen, ohne dass der genaue Wirkmechanismus bisher bekannt ist. Die vorliegende Studie untersucht, ob die sakrale Nervenstimulation morphologische und funktionelle Auswirkungen auf den Analsphinkter und das Rektum hat und ob sich Kontinenz und Lebensqualität der Patienten durch die Sakralnervenstimulation verändert.
Material und Methoden: 14 Patienten mit konsekutiv implantierten sakralen Nervenstimulatoren bei Stuhlinkontinenz wurden prospektiv untersucht. Es erfolgte die Erhebung von Inkontinenzgrad und Lebensqualität präoperativ und 6 Monate postoperativ anhand von standardisierten Fragebögen (CACP-Score, Wexner-Score, Kelly-Holschneider-Score, SF-36). Des Weiteren erfolgte 6 Monate nach Implantation durch anale Endosonographie, Manometrie und Volumetrie morphologische und funktionelle Untersuchungen bei ein- und ausgeschaltetem Stimulator (Durchmesser M. sphincter ani ext. et int., Distanz Symphyse zu Analschleimhaut mit entspanntem und kontrahierten Beckenboden, Ruhedruck, Kneifdruck, Vektorvolumen, radiale Asymmetrie, Reservoirfunktion des Rektums, rektale Compliance, rektoanaler Inhibitionsreflex, rektale Füllungsvolumina).
Ergebnisse: Es zeigte sich eine deutliche Verbesserung der Kontinenzleistung in allen verwendeten Scores mit Reduktion der Stuhlhäufigkeit und Reduktion der Inkontinenzepisoden. Ebenso zeigte sich bei der Bewertung der Lebensqualität eine Verbesserung der mentalen Situation mit höherer Vitalität und besserer sozialer Funktion (Tabelle 1 [Tab. 1]). Bezüglich der morphologischen und funktionellen Untersuchungen mit ein- und ausgeschaltetem Sakralnervenstimulator zeigte sich, dass rektale Füllungszustände erst bei höheren Volumina wahrgenommen wurden, insbesondere trat der Defäkationsdrang erst bei höheren Volumina auf. Durch die Einschaltung des Stimulators kam es zur Kontraktion des Beckenbodens mit Verminderung des Durchmessers von M. sphincter ani ext. et int. sowie Verringerung des Abstandes von Schleimhaut zu Symphyse (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Schlussfolgerung: Bei den Patienten kommt es durch den Schrittmacher zu einer Steigerung der Kontinenz und Verbesserung der Lebensqualität. Als Ursache finden sich neben den motorischen (Verbesserte Kontraktilität) auch sensorische Veränderungen (Füllungsgefühl erst bei größeren Volumina). Beides wird über die Stimulation der Nerven über S3/S4 ausgelöst.