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Handinfektionen: Komplikation nach bagatellisierten Verletzungen
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Bagatellverletzungen an der Hand werden oft unterschätzt, daraus resultierende Handinfektionen ebenso. Wird eine adäquate Therapie verzögert eingeleitet, drohen schwerwiegende Komplikationen und Langzeitschäden. In einer prospektiven Studie wurden Handinfektionen erfasst, die als Spätfolge einer bagatellisierten Handverletzung zu einer stationären Behandlung im handchirurgischen Zentrum geführt haben.
Material und Methoden
Insgesamt wurden 2001 und 2002 104 Patienten erfasst. Einschlusskriterien für die Studie waren:
• eindeutige Infektzeichen bei Erstvorstellung
• Mindestalter 14 Jahre
• Wundfläche infolge der Primärläsion maximal 2 cm²
• Notwendigkeit einer operativen Versorgung mit stationärer Nachbehandlung. Die Patienten wurden unter dem Kriterium der Latenz zwischen Trauma und Erstvorstellung in zwei Gruppen unterteilt: in 71 Fällen betrug dieser Zeitraum 48 Stunden oder mehr (Gruppe A), in 33 Fällen weniger als 48 Stunden (Gruppe B). Als Indikator für die Erkrankungsschwere diente die Zahl der operativen Eingriffe sowie die Dauer der stationären Behandlung. Ergänzend wurden Nachuntersuchungen durchgeführt.
Ergebnisse
Typische Verletzungsformen waren Quetschungen, Rissverletzungen, Biss- oder Kratzverletzungen, Fremdkörperinokulationen und kleinere Schnitt- oder Stichverletzungen. Wichtige Begleiterkrankungen und Umstände, die die Ausbildung von Infektkomplikationen begünstigen, sind Diabetes mellitus, Immunsuppression oder Suchtkrankheiten. Die Latenz zwischen dem Zeitpunkt des Unfallereignisses und dem Beginn unserer Behandlung betrug in der Gruppe A im Mittel 9,8 Tage, in der Gruppe B durchschnittlich 23,8 Stunden. In 36 von 71 Fällen der Gruppe A war bereits eine Vorbehandlung eingeleitet worden, überwiegend in Form einer generalisierten antibiotischen Therapie. 16 Patienten wurden direkt zugewiesen, die verbleibenden 19 Patienten stellten sich selbständig notfallmäßig vor. Von den 33 Patienten der Gruppe B waren 8 Patienten direkt zugewiesen worden, 12 erst nach vorangegangener Behandlung. 13 Patienten erschienen auf eigene Veranlassung. Durchschnittlich wurden in Gruppe A 2,0 Operationen und in Gruppe B 1,7 Eingriffe durchgeführt. Im Mittel betrug die stationären Behandlungsdauer in Gruppe A 9 Tage, in der Gruppe B 7 Tage. 64,5% der Patienten konnten mit einem mittleren follow-up von 6 Monaten nachuntersucht werden.
Schlussfolgerung
1. Die frühzeitige Behandlung schwerwiegender Infektkomplikationen benötigt weniger operative Eingriffe bei verkürzter stationärer Behandlungs- und Rehabilitationsdauer.
2. Die konservative Behandlung von Handinfektionen wird häufig inadäquat bleiben und eine latente Verschlimmerung begünstigen.
3. Die operative Therapie derartiger Infektionen sollte von erfahrenen Handchirurgen durchgeführt werden.