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Das geschlossene Weichteiltrauma - Verbesserung des muskulären Gewebeschadens durch selektive Hemmung der Cyclooxygenase-2?
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Trotz weit verbreiteter Anwendung nichtsteroidaler Antirheumatika in der Therapie geschlossener Weichteilverletzungen ist deren Wirkung auf den Gewebeschaden unzureichend untersucht. Ziel dieser Studie war daher, mit Hilfe der hochauflösenden Multifluoreszenz-Mikroskopie, in vivo die Wirkung des hochselektiven Cyclooxygenase (COX)-2-Hemmers Parecoxib auf den traumatisierten Muskel zu analysieren und dessen Potenz zur Verminderung des sekundären Gewebeschadens zu quantifizieren.
Material und Methoden
Bei Pentobarbital-narkotisierten Sprague-Dawley Ratten wurde ein standardisiertes geschlossenes Weichteiltrauma am linken Hinterlauf appliziert. Die Tiere erhielten mit Induktion des Traumas entweder Parecoxib-Natrium i.v. (10mg/kg KG; n=7) oder 0.9% NaCl in gleicher Menge (n=7). Sieben Tiere ohne Trauma dienten als Kontrollgruppe. 18h nach Trauma erfolgte die in vivo Fluoreszenzmikroskopie des M. extensor digitorum longus sinister. In einer zusätzlichen Serie an Tieren (n=6) wurde die Kinetik der COX-2 Proteinexpression vor und über 18h nach Trauma-Induktion mittels Western Blot Analyse erfasst. MW±SEM; ANOVA und post-hoc Paarvergleich.
Ergebnisse
Die Western Blot Analyse zeigt, dass Weichteiltrauma zur transienten Hochregulation von COX-2 Protein mit einer 1.5- bis 2-fach erhöhten Expression bereits nach 4h führt. 18h nach Trauma ist die COX-2 Protein Expression wiederum Ausgangswerten vor Trauma vergleichbar. Die initiale Therapie des geschlossenen Weichteiltraumas mit Parecoxib führt innerhalb 18h zur Restoration der nutritiven Perfusion des traumatisierten Muskels auf physiologische Werte (funktionelle Kapillardichte 434±15cm/cm2, p<0.05 vs NaCl: 296±30cm/cm2) mit Normalisierung der muskulären NADH-Autofluoreszenz als Ausdruck der suffizienten Sauerstoffversorgung (73±2aU vs NaCl: 101±4aU) und fehlender posttraumatischer Entzündungsreaktion (Leukozyten-/Thrombozyten-Adhärenz: 184±36 und 1.0±0.1n/mm2, p<0.05 vs NaCl: 854±74 und 2.3±0.5n/mm2). Entsprechend konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Parecoxib-behandelten traumatisierten Tieren und nicht-traumatisierten Kontrolltieren (funktionelle Kapillardichte: 473±11cm/cm2; NADH-Autofluoreszenz: 68±6aU; Leukozyten-/Thrombozyten-Adhärenz: 100±21 und 0.8±0.2n/mm2) beobachtet werden.
Schlussfolgerung
Aufgrund rascher Hochregulation von COX-2 ist eine sofortige Behandlung des geschlossenen Weichteiltraumas mit Parecoxib indiziert. Der hochselektive COX-2-Inhibitor führt zur Wiederherstellung der nutritiven Perfusion des traumatisierten Muskels, inhibiert die posttraumatische Entzündungsreaktion und verhindert damit effektiv den sekundären Leukozyten-/Thrombozyten-abhängigen Gewebeschaden. Die Gabe von Parecoxib stellt somit eine kausale Therapiestrategie des muskulären Weichteiltraumas dar und kann somit spezifisch in der Akutbehandlung von traumatischen Weichteilschäden eingesetzt werden.