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Der Stellenwert der neoadjuvanten Kurzzeit-Strahlentherapie (5x5 Gy) bei der Therapie des Rektumkarzinoms in Deutschland
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Mit Einführung der totalen mesorektalen Exzision (TME) konnte die chirurgische Therapie des Rektumkarzinoms standardisiert werden. Gleichzeitig hat die Anwendung von multimodalen Therapiekonzepten (neo- und adjuvante Verfahren) an Bedeutung gewonnen. Laut Leitlinien der Konsensuskonferenz der Deutschen Krebsgesellschaft von 1998, ist die adjuvante kombinierte Radio-Chemotherapie (ad-RCT) bei allen Rektumkarzinomen im Stadium UICC II und III Verfahren der Wahl. Die erste randomisiert kontrollierte Studie bezüglich einer Kombination von Strahlentherapie und TME wurde 2001 im New England Journal veröffentlicht (Dutch Colorectal Cancer Group). Durch die neoadjuvante Kurzzeitbestrahlung (5x5 Gy)(kurz-RT) konnte die Lokalrezidivrate von 8,2% (TME allein) auf 2,8% reduziert werden. Während sich die kurz-RT in den skandinavischen Ländern und in den Niederlanden einer großen Beliebtheit erfreut, wird sie in Deutschland sehr kontrovers diskutiert. Um den Stellenwert der kurz-RT in Deutschland zu ermitteln, wurden Fragebögen an die Leiter aller chirurgischen Kliniken verschickt.
Material und Methoden
Aus dem Deutschen Krankenhausadressbuch wurden die 1270 chirurgischen Leiter deutscher Kliniken ermittelt. Es wurden nach der Art des Krankenhauses, der Anzahl an behandelten Rektumpatienten pro Jahr, der Anwendung und Indikation neo- (neo-RT) und/oder adjuvanter (ad-RT) Verfahren sowie den Gründen für die Ablehnung der kurz-RT gefragt.
Ergebnisse
Von den 1270 verschickten Fragebögen, wurden bis zum 27.09.2003 insgesamt 429 (34%) zurückgesendet (21 Universitäten, 26 Krankenhäuser der Maximalversorgung, 122 Lehrkrankenhäuser, 233 Krankenhäuser der Regelversorgung, 27 keine Angaben). In 10 der antwortenden Kliniken wurde keine Rektumchirurgie durchgeführt. Die Anwendung neo- und adjuvanter Therapiekonzepte ist in Tab.1 zusammengefasst. Die kurz-RT wurde durchgeführt auf: eigene Veranlassung n=48 (78%), auf Veranlassung der Radioonkologen n=7 (12%), nach interdisziplinärer Absprache n=6 (10%). Die kurz-RT wurde nicht durchgeführt von 357 Kliniken (85%): aufgrund eigener Bedenken n=52 (davon 10 zusätzlich mit Bedenken der Radiotherapeuten), aufgrund von Bedenken der Radiotherapeuten n=67, die Therapieform wurde nicht thematisiert n=155, Sonstiges n=13, keine Angaben n=70. Die Indikationen zur kurz-RT waren: alle T3 /4-Tumoren n=16, nur T4-Tumoren n=20, alle LK-positiven-Tumoren n=9, sphinkternahe Tumoren n=11. Die Indikationen zur neo-RCT waren: alle T3 /4-Tumoren n=149, nur T4-Tumoren n=109, alle LK-positiven-Tumoren n=105, sphinkternahe Tumoren n=81.
Schlussfolgerung
Trotz der Empfehlung der adjuvanten komb. RCT durch die Konsensuskonferenz der Deutschen Krebsgesellschaft von 1998, erfreut sich die neoadjuvante Therapie einer großen Beliebtheit. Die kontrovers diskutierte kurz-RT wird bereits von 62 Kliniken in Deutschland durchgeführt. Häufig scheinen die Bedenken der Radiotherapeuten ausschlaggebend für die Entscheidung gegen die kurz-RT zu sein. Die Leitlinien zur Therapie des Rektumkarzinoms scheinen nicht mehr die Therapie in deutschen Krankenhäusern wiederzuspiegeln und bedürfen einer kritischen Evaluierung.