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Supraventrikuläre Tachykardien nach transthorakaler Ösophagektomie: Risikofaktoren und Therapiestrategie
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Eine supraventrikuläre Tachykardie (SVT) stellt eine häufige und kostentreibende Komplikation nach transthorakaler Ösophagektomie dar. Ein standardisiertes OP-Verfahren mit Schonung der kardialen Vagusäste und eine standardisierte Intensivmedizin stellen die Basis für die Analyse der Risikofaktoren und Therapieoption der SVT dar.
Material und Methoden
89 konsekutive Patienten mit Ösophaguskarzinomen des mittleren und unteren Drittels unterzogen sich einer transthorakalen Ösophagektomie mit Zweifeld-Lymphadenektomie und Rekonstruktion durch Magenhochzug und intrathorakaler Anastomose. In einer prospektiven Dokumentation wurden erfasst: präoperativ: Alter, Geschlecht, Tumorcharakteristika, neoadjuvante Therapie, kardiale Funktion, Lungenfunktion, Elektrolytstatus, Rauchgewohnheiten, Diabetes, präoperative Medikation, intraoperativ: OP-Dauer, Blutverlust, postoperativ bis 48h: Blutgase, Elektrolytstatus, Bilanz, Vitalparameter, Katecholamingabe, Diuretikaverbrauch und im Verlauf: Anastomoseninsuffizienz, Pneumonie, Durchgangssyndrom und Langzeitverlauf. Die Risikofaktoren wurden mittels logistischer Regression evaluiert.
Ergebnisse
Eine Episode mit SVT trat bei 37% der Patienten auf. Die Verweildauer auf der Intensivstation betrug 7 ± 7 Tage für Patienten ohne SVT und 15 ± 17 Tage mit SVT. Die SVT trat im Median 48h postoperativ auf und war mit einer Herzfrequenz von > 140/min in 91% und > 160/min in 69% hämodynamisch relevant. Signifikante Risikofaktoren waren das Alter, Bluthochdruck, Fieber und der Einsatz von Adrenalin oder Noradrenalin. Es fanden sich keine Unterschiede in der Bilanzierung oder im Elektrolytstatus von Patienten mit und ohne SVT. Der ZVD bei Patienten mit SVT war signifikant höher. Die SVT korrelierte signifikant mit den im späteren Verlauf aufgetretenen Komplikationen, insbesondere dem SIRS. Eine Therapie mit Elektrolytsubstitution und Digitalis war nur in einem von 32 Fällen erfolgreich. In 2 von 9 (Verapamil) bzw. 13 von 20 (Betablocker) gelang eine medikamentöse Kardioversion. Eine elektrische Kardioversion war in 7 von 8 Fällen erfolgreich, musste aber immer von einer weiterführenden pharmakologischen Therapie ergänzt werden. Bei allen Therapieversagern und 3 Patienten mit instabilen Kreislaufverhältnissen wurde Amiodarone eingesetzt und führte in jedem Fall Kardioversion. Bei allen Patienten konnte Amiodaron während des stationären Aufenthaltes wieder abgesetzt werden. Im Langzeitverlauf traten keine SVT-Rezidive auf.
Schlussfolgerung
Risikofaktoren für das Auftreten einer SVT stellen das Alter und der Bluthochdruck dar. Die SVT manifestiert sich im Rahmen des SIRS erkenntlich an der Korrelation zur erhöhten Temperatur und den später aufgetretenen Komplikationen. Eine effektive und sichere Therapie ist mit Amiodaron möglich.