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Adipositaschirurgie: Stoffwechselstörungen als Risikofaktor
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Adipositaschirurgie ist eine optionale invasive Therapie mit einer Mortalität von 1%. Grundlage der Entscheidung zur Operation ist die hohe Morbidität der Adipositas Grad III. Zu den beschriebenen Co-morbiditäten der Adipositas gehören vor allem Diabetes mellitus, Hyperlipidämien und Bluthochdruck. Die dazu erhobenen Daten stammen primär von Patienten mit einem BMI < 40 kg/m2, während Patienten, die adipositaschirurgischen Massnahmen zugeführt werden, einen BMI von mindestens 40 kg/m2 aufweisen sollten. Um eine invasive Massnahme zu rechtfertigen, sollte das Risikoprofil dieser speziellen Patientengruppe bekannt sein. Wir haben zur Beantwortung dieser Frage die Risikofaktoren bei 449 Patienten mit Adipositas Grad III vor der Operation und im Verlauf der Gewichtsabnahme untersucht.
Material und Methoden
Bei 567 Patienten mit einem BMI > 40 kg/m2 wurde in Dinslaken eine adipositaschirurgische Massnahme durchgeführt. In die Studie eingeschlossen wurden 449 Patienten (367 Frauen, 82 Männer), bei denen alle Stoffwechselparameter bestimmt werden konnten. 99% der Frauen und 87% der Männer erhielten eine rein restriktive Operationsmethode (Gastroplastik, Gastric Banding).
Ergebnisse
34% der Frauen und nur 11% der Männer hatten keinerlei Risikofaktor; in beiden Gruppen sind die Patienten ohne Risikofaktor deutlich jünger. Das Durchschnittsalter lag bei 38±9 (F) bzw. 39±8 Jahren (M). Für die Frauen betrug der präoperative BMI 51±8, für die Männer 54±9 kg/m2; dies entspricht einem Übergewicht von 76±22 bzw. 94±30 kg (p<0.000001). 16% der Frauen und 28% der Männer litten an manifestem Diabetes mellitus, die Insulinwerte beider Gruppen lagen mit 15.6 μU/ml über dem Normalwert. 50% der Frauen und 62% der Männer litten an einer Hyperlipidämie, 13% der Frauen und 24% der Männer an Diabetes mellitus und Hyperlipidämie. Die metabolische präoperative Ausgangssituation war in unserem Patientenkollektiv bei den Männern deutlich schlechter als bei den Frauen. Die Leptinwerte der Frauen lagen präoperativ mit 74±31 ng/ml erwartungsgemäss höher als die der Männer mit 46±25 ng/ml. Der Unterschied im Verhältnis Taille/Hüfte war mit 0.9±0.08 (F) und 1.0±0.09 (M) hoch signifikant unterschiedlich zwischen den Geschlechtern (p<0.000001). Der hochsignifikante postoperative Übergewichtsverlust (p<0.000001) sowohl für Frauen wie für Männer zeigt eine deutliche Verbesserung des Risikoprofils. Bereits nach einem Übergewichtsverlust von 25% (durchschnittlich 2 Monate postoperativ) kommt es bei Frauen und Männern zu einer hochsignifikanten Verbesserung der Werte des Gesamtcholesterins (p<0.000001), der Triglyceride (p<0.000001), des Insulins (p<0.000001, p<0.001) und des Leptins (p<0.000001). Ein HDL-Cholesterin-Wert über 40 mg/dl wird bei den Frauen nach 50% (p<0.000001) und bei den Männern nach 75% Übergewichtsverlust erreicht (p<0.00001).
Schlussfolgerung
Bei 60% der Patienten mit Adipositas Grad III treten Risikofaktoren auf, die zur kardiovaskulären Erkrankung führen. Dieses Risiko kann durch die adipositaschirurgischen Massnahmen mit einem anschliessenden Verlust von mindestens 25% Übergewicht deutlich gesenkt werden. Zum nachhaltigen Gewichtsverlust ist es jedoch unbedingt erforderlich, die Patienten vor und nach der Operation interdisziplinär zu betreuen durch ein Team bestehend aus Internisten, Ernährungsberatern, Sportmedizinern/Physiotherapeuten, Psychosomatikern und Chirurgen.