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Genexpressionsanalyse von Tumor- und Normalgewebe nach neoadjuvanter Radio-/Chemotherapie des Rektumkarzinoms
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Veröffentlicht: | 7. Oktober 2004 |
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Gliederung
Text
Einleitung
Das Ansprechverhalten lokal fortgeschrittener Rektumkarzinome auf eine neoadjuvante Radiochemotherapie kann prätherapeutisch nicht vorhergesagt werden. Dennoch wird eine neoadjuvante Vorbehandlung als Therapiestandard empfohlen, um ein Downstaging zu bewirken, welches die R0-Resektion ermöglichen soll. Ziel dieser Untersuchung ist es, genetische Tumorexpressionsprofile von vorbehandelten im Vergleich zu unbehandelten Rektumkarzinomen mittels RNA-Oligonukleotid-Array zu erfassen, welche das Ansprechverhalten eines Tumors auf eine präoperative Radio-/Chemotherapie charakterisieren.
Material und Methoden
Die Gewebeasservation erfolgte im Rahmen der Patientenrekrutierung einer Studie zur neoadjuvanten Radiochemotherapie beim Rektumkarzinom. Proben von Normal- und korrespondierendem Tumorgewebe wurden vor Beginn und nach Abschluß der Radio-/Chemotherapie gewonnen und bis zur weiteren Bearbeitung bei -80° Celsius kryokonserviert. Im Rahmen eines Pilotprojektes zur Auswertung dieser Asservate wurden zunächst unbehandelte und neoadjuvant vorbehandelte schlecht ansprechende Rektumkarzinome bearbeitet (Normal- und Tumorgewebe von jeweils zwei Patienten), um das Expressionsverhalten dieser Karzinome unter Radio-/Chemotherapie zu definieren. Die RNA-Isolation erfolgte mittels RNeasy mini RNA-Isolations-Kit (Fa. Qiagen) nach Standardprotokoll. Die darauf folgende Reinigung, Amplifikation und Biotinylierung wurde nach Standardprotokoll der Fa. Affymetrix vorgenommen mit anschließender Hybridisierung auf einem Affymetrix HG U-133A RNA-Oligonukleotidarray. Die deskriptive computergestützte Analyse der Ergebnisse wurde mit Hilfe des Data mining tools 3.0 (Fa. Affymetrix) durchgeführt. Auswahlkriterium für signifikante Gene ist eine Signal log ratio (SLR) > 2,5 bzw. <-2,5 zwischen beiden Gruppen (unbehandeltes vs. behandeltesTumorgewebe, jeweils im Vergleich zum korrespondierenden Normalgewebe).
Ergebnisse
Im vorbehandelten Tumorgewebe kam es im Vergleich zum Normalgewebe zum Abfall des IGF 2 (SLR -0,27 SD ±0,813 vs. 7,4 SD ±0,389), small inducible cytokine family, member 14 (SLR -3,9 SD ±0,955 vs. 1,955 SD ±1,096) und Cytokeratin 23 (SLR- 0,87 SD ±0,771 vs. 4,75 SD ±0,226). Ein Anstieg der Genexpression war für Clusterin (SLR 2,065 SD ±1,393 vs. -5,11 SD ±1,683), Growth arrest specific 1 (SLR 6,215 SD ±3,104 vs. -4,525 SD ±3,33) und Protein Kinase H11 (SLR 3,9 SD ±3,7 vs. - 4,44 SD ±1,909) zu verzeichnen. Unbeeinflusst durch die neoadjuvante Therapie kam es zu einem Anstieg des TGF, beta-induced 68kD (SLR 2,75 SD ±0,899), während vor allem bei Genen zur Tumordifferenzierung- und -suppression, CEACAM 7 (SLR -6,83 SD ±2,29), Kruppel like Factor 4 (SLR -4,23 SD ±2,43), und Zelladhäsion, Claudin 8 (SLR -5,055 SD ±2,44), ein Abfall der Expression festzustellen war.
Schlussfolgerung
Die bisherigen deskriptiven Ergebnisse zeigen einen deutlichen Einfluss der Radio-/Chemotherapie auf Rektumkarzinome. Neben der Aktivierung apoptotischer und reaktiv antiapoptotischer Kaskaden werden auch zellzykluslimitierende Gene vermehrt transkribiert. Außerdem kommt es zur Hemmung stoffwechselaktiver Enzyme. Die Wertigkeit dieser Mechanismen in der Prädiktion des Ansprechens müssen an größeren Patientenkollektiven validiert werden.