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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Wissenschaftskommunikation in der medizinischen Aus- und Weiterbildung verankern: Vorstellung eines interdisziplinären Angebots für die Impfaufklärung

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Dorothee Heinemeier - Communication Lab Erfurt, Erfurt, Deutschland; Universität Erfurt, Gesundheitskommunikation, Erfurt, Deutschland
  • Simon Hennes - Darmstädter Kinderkliniken, Deutschland; Impfaufklärung in Deutschland e.V., Deutschland
  • Lia Roth - Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät, Heidelberg, Deutschland; Deutsches Krebsforschungszentrum, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-05-11

doi: 10.3205/23degam206, urn:nbn:de:0183-23degam2066

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Heinemeier et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Wissenschaftskommunikation ist ein zentraler Baustein der allgemeinmedizinischen Berufspraxis, insbesondere beim Impfen. Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie sehr die öffentliche Gesundheit von der Aufklärung über gesundheitliche Maßnahmen abhängt. Der professionelle Umgang mit Fragen, aber auch Ängsten und zögerlichen Haltungen zum Impfen ist jedoch kein fester Bestandteil der medizinischen Aus- und Weiterbildung. In einer Befragung gaben Medizinstudierende an, sich nicht ausreichend auf Impfgespräche vorbereitet zu fühlen (COVRAM-Studie, 2021, N=4.313).

Fragestellung: Für den verbesserten Umgang mit Impfmüdigkeit wird ein interdisziplinäres Workshopangebot für Medizinstudierende, beispielsweise innerhalb der allgemeinmedizinischen Lehre, konzipiert, implementiert und evaluiert.

Methoden: Das Konzept verbindet medizinisches Wissen und evidenzbasierte Ansätze der Gesundheitskommunikation: das 5C-Modell der Gründe des (Nicht-)Impfens, Techniken der motivierenden Gesprächsführung und zur Erkennung von Wissenschaftsleugnung werden mit praxisrelevanten Fallbeispielen und Rollenspielen ergänzt. Die Inhalte werden nach Schulung, vorwiegend mit der Peer-teaching-Methode, vermittelt. Für die Verstetigung in der medizinischen Ausbildung und formativen Prüfung werden zudem Objective Structured Clinical Examinations (OSCEs) konzipiert.

Ergebnisse: Das Workshopkonzept wird an den Universitäten Bonn, Heidelberg, Ulm, bald auch in Leipzig und Erlangen in (semesterübergreifenden) Wahlmodulen angeboten. Seit 2020 sind 14 Veranstaltungen mit über 130 Studierenden zustande gekommen. Evaluationsdaten zeigen, dass die Teilnehmer:innen die Workshopinhalte als zentral für die spätere Arbeit bewerten. 5 OSCEs zu verschiedenen Impfungen u. a. COVID-19 (inklusive Lernschwerpunkt Sprachbarriere) erlauben die Impfaufklärung als standardisiertes medizinisches Szenario zu üben und zu unterrichten. Peer-teaching stärkt zudem auch die Lehr-Kompetenz, ein Kernaspekt der medizinischen Tätigkeit.

Diskussion: Im nächsten Schritt muss durch professionelles Feedback evaluiert werden wie das Angebot auch für die Fort- und Weiterbildung für Ärzt:innen, mit Fokus auf den ambulanten Bereich und die Allgemeinmedizin, gestaltet werden kann.

Take Home Message für die Praxis: Interdisziplinäre Seminarangebote zur Verbesserung der Impfaufklärung können hilfreich sein, um Mediziner:innen für die herausfordernde Impfaufklärung, auch bei Sprachbarrieren, zu sensibilisieren.