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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Finale Ergebnisse: REDARES – Reduktion von Antibiotikaresistenzen durch leitliniengerechte Behandlung von Patientinnen mit unkompliziertem Harnwegsinfekt in der ambulanten Versorgung – eine randomisiert kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Alexandra Greser - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Guido Schmiemann - Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) Abteilung 1: Versorgungsforschung, Bremen, Deutschland
  • Peter Heuschmann - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Deutschland
  • Olga Miljukov - Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Würzburg, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité Universitätsmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Angela Schuster - Charité Universitätsmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Jutta Bleidorn - Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Tim Eckmanns - Robert Koch-Institut, FG 37 Nosokomiale Infektionen, Deutschland
  • Andy Maun - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Allgemeinmedizin, Freiburg, Deutschland
  • Ildikó Gágyor - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-19-04

doi: 10.3205/23degam110, urn:nbn:de:0183-23degam1109

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Greser et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Einer der häufigen Beratungsanlässe in der Hausarztpraxis ist der unkomplizierte Harnwegsinfekt (HWI) der Frau. Trotz gegenteiliger Leitlinienempfehlungen und Warnungen durch Rote-Hand-Briefe sind die Verordnungsraten von Chinolonen in Deutschland noch immer relativ hoch, einhergehend mit dem Risiko steigender Resistenzentwicklungen.

Fragestellung: Kann eine komplexe Intervention die Leitlinienadhärenz von Hausärzt:innen in der Verordnungspraxis des unkomplizierten HWI der Frau verbessern?

Methoden: Randomisierung von 128 hausärztlichen Praxen (fünf Bundesländer) in Interventions (IA)- und Kontrollarm (KA). Extraktion aggregierter Verordnungsdaten.

Entwicklung einer komplexen Intervention im interprofessionellen Team für Hausärzt:innen zum Verordnungsverhalten bei weiblichem HWI :

1.
Bereitstellen der aktuellen HWI-Erreger- und Resistenzsituation in allen Studienregionen (RKI),
2.
Print- und Onlinematerialien mit Leitlinieninhalten,
3.
quartalsweise Rückmeldung zum individuellen ärztlichen Verordnungsverhalten inklusive Benchmarking.

Primärer Endpunkt: Reduktion der Verordnung von Zweitlinien-Antibiotika um 10 Prozentpunkte .

Sekundärer Endpunkt: Reduktion der Antibiotikaverordnungen insgesamt.

Explorativer Endpunkt: Rate der Frauen mit antibiotisch behandeltem HWI in 12 Monaten, Rate von rezidivierenden HWI, Pyelonephritiden, Urosepsis und Hospitalisierung.

Ergebnisse: Die teilnehmenden Praxen identifizierten über 10.000 HWI-Fälle. Es zeigte sich eine signifikante Differenz bei den Verschreibungsraten für Zweitlinien-Antibiotika zwischen IA und KA. Auch die Gesamtzahl der Antibiotikaverordnungen konnte signifikant reduziert werden.

Diskussion: Die multimodale Intervention führte zu einem Rückgang der Verordnungsraten von Zweitlinien-Antibiotika und zu einer Verringerung der Antibiotikaverordnungen insgesamt. Die Interventionskomponenten können als Grundlage für zukünftige Maßnahmen zur Förderung der leitliniengerechten Antibiotikatherapie in der deutschen Allgemeinmedizin dienen.

Take Home Message für die Praxis: Die Intervention beeinflusst das Verordnungsverhalten und die Leitlinienadhärenz bezüglich Antibiotikaverordnungen beim unkomplizierten Harnwegsinfekt der Frau positiv.

Förderung: Innovationsfond des GBA (01VSF18053)