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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Qualitätsindikatoren aus Routinedaten der ambulanten Versorgung am Beispiel der Versorgung von Patient:innen mit Bluthochdruck

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Christoph Strumann - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Nicola Engler - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Wolfgang Carl Gustav von Meißner - Hausärzte am Spritzenhaus, Ärzte am Reichenbach, MEDI-Ärzte vorOrt GmbH, Deutschland; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Paul-Georg Blickle - Hausärzte am Spritzenhaus, Ärzte am Reichenbach, MEDI-Ärzte vorOrt GmbH, Deutschland; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-06-06

doi: 10.3205/23degam036, urn:nbn:de:0183-23degam0362

Veröffentlicht: 27. September 2023

© 2023 Strumann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Für die stationäre Versorgung hat sich die Nutzung von Routinedaten für die Qualitätssicherung fest etabliert. Qualitätsindikatoren aus ambulanten Sekundärdaten ableiten zu können, konnte bisher nicht ohne großen Aufwand umgesetzt werden.

Fragestellung: Inwieweit können Qualitätsindikatoren mithilfe von Routinedaten aus der hausärztlichen Versorgung abgebildet werden?

Methoden: In der retrospektiven Kohortenstudie wurden Routinedaten (von 2016 bis 2022) aus neun Hausarztpraxen direkt aus den Praxisverwaltungssystemen in anonymisierter Form exportiert und anschließend für die Analyse aufbereitet. Die Analyse konzentrierte sich auf Qualitätsindikatoren für die Versorgung von Patienten mit neu diagnostizierter Hypertonie vor und nach Ausbruch der Pandemie. Grundlage waren die Indikatoren des „Qualitätsindikatorensystems für die ambulante Versorgung (QiSA)“.

Ergebnisse: Fünf der elf QiSA-Indikatoren konnten für die Analyse herangezogen werden. Insgesamt wurden 30.734 Patient:innen zwischen 2016 und dem ersten Quartal 2022 in einer der teilnehmenden Praxen behandelt, von denen 2.665 eine Bluthochdruckerkrankung diagnostiziert bekamen. Vorläufige Auswertungen zeigen, dass 19% der Hypertoniker einen Bluthochdruck von über 140/90 mmHg hatten und 70% eine medikamentöse Therapie bekamen (n=1,889). Der Anteil der Patient:innen, bei denen eine Blutdruckmessung durchgeführt wurde, stieg nach dem Ausbruch der Pandemie von 17,5% auf 75,5% an, während die anderen Indikatoren relativ stabil blieben. Die endgültigen Ergebnisse werden auf dem Kongress präsentiert.

Diskussion: Die Untersuchung zeigt, dass das Erheben von Qualitätsindikatoren zur Versorgung von Patient:innen mit Bluthochdruck mithilfe von Routinedaten prinzipiell möglich ist. Indikatoren, die sich auf die Struktur der individuellen Praxis oder Schulungen beziehen, konnten (bisher) nicht abgebildet werden.

Take Home Message für die Praxis: Qualitätsindikatoren lassen sich auf Basis von Routinedaten auch für die ambulante Versorgung abbilden, ohne Extraaufwand für den laufenden Praxisbetrieb. Die Qualitätsindikatoren könnten den jeweiligen Praxen ohne großen Aufwand zurückgespiegelt werden, um so die Versorgungsqualität zu optimieren. Darüber hinaus können so Auswirkungen von externen Ereignissen (wie gesundheitspolitische Maßnahmen oder eine Pandemie) auf die Qualität in der ambulanten Versorgung analysiert werden.