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Using Medical Routine Data for scientific-based Public Health Governance (UMERODA) – Projektidee für die Praxis als Schaltstelle von Forschung und Versorgung ‚One-Slide-Five-Minutes‘
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Veröffentlicht: | 15. September 2022 |
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Gliederung
Text
Hintergrund: Die COVID-Pandemie hat europaweit offengelegt, dass es an lokalen Strukturen mangelt, vorhandene Gesundheitsdaten aus der Primärversorgung – in Deutschland aus niedergelassenen Praxen für die Zwecke des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) – zu nutzen. Verantwortliche im ÖGD und der Gesundheitspolitik (Public Health) benötigen aktuelle Informationen über lokale und regionale Krankheitsentwicklungen und für die Versorgung der Bevölkerung. In primärmedizinischen Einrichtungen werden viele diese Informationen als Routinedaten (Rohdaten) erhoben, etwa zum Impfstatus, Risikofaktoren, Krebserkrankungen, körperlichen Einschränkungen oder zu akuten Infektionserkrankungen. Sie können prinzipiell als de-identifizierte Primärdaten personen- und anlassbezogen datenschutzkonform übermittelt werden.
Jedoch fehlen bisher Strategien einer schnellen „Informationsübermittlung der kurzen Wege“ mit transparenten, dauerhaften, verlässlichen und rechtskonformen Übertragungs- und Auswertungswegen. Gleichzeitig ist erkennbar, dass Öffentliche Gesundheitsdienste allein in der Regel weder Kapazität noch wissenschaftliche Kompetenz besitzen, diese Daten angemessen für ihre Zwecke auszuwerten und nutzbar zu machen.
Fragestellung:
Gemeinsam möchten wir an 3 europäischen Standorten:
- Langfristige Arbeitsbündnisse zwischen Öffentlichem Gesundheitsdienst und Wissenschaftlichen Institutionen schaffen,
- Strategien der lokalen Routinedatennutzung datenschutzkonform entwickeln, gemeinsam implementieren und im transnationalen Diskurs auswerten,
- Lokale Public Health Aufgaben identifizieren und erste Pilotprojekte entwickeln,
- Pilotprojekte anhand erhobener Routinedaten evaluieren.
Forschungsvorhaben
Ausgewählte Routinedaten (Rohdaten) werden kurzfristig wiederholt bzw. fortlaufend aus dem Praxisverwaltungssystem (PVS) in ausgewählten, langfristig kooperierenden Primärversorgerpraxen – analog zu Sentinel-Praxen der Influenza-Surveillance des RKI – gewonnen, datenschutzkonform aufbereitet und anschließend verschlüsselt direkt an datenhaltende Einrichtungen des ÖGD übermittelt. Diese Primärdaten werden gemeinsam mit den regionalen wissenschaftlichen Instituten ausgewertet und interpretiert.
Diskussionspunkt: Durch die Verzahnung von Praxen, ÖGD und Akademia entstehen starke Synergieeffekte: Universitäten bringen die wissenschaftliche Expertise ein, Primärdaten zu identifizieren und sachgerecht auszuwerten. Der ÖGD erhält Informationen, zielgerichtet in die gegenwärtige Versorgung einwirken zu können – etwa während der Häufung saisonaler Infekte oder über lokale Risikohäufungen. Die Praxen erhalten Rückmeldung über ihr Wirken, gleichzeitig wird die erforderliche Infrastruktur so niedrigschwellig bereitgestellt, dass die Praxisabläufe nicht beeinträchtigt werden.