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Tägliche Praxis in einer kassenärztlichen Bereitschaftsdienstpraxis im Nordwesten Deutschlands – wer, was, warum?
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Veröffentlicht: | 10. September 2018 |
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Hintergrund: Aufgrund der zunehmenden Zahl nicht dringender Besuche in Notaufnahmen wird es immer wichtiger, auch die Versorgung in kassenärztlichen Bereitschaftsdienstpraxen zu untersuchen.
Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, einen Einblick in die Strukturen und Abläufe einer kassenärztlichen Bereitschaftsdienstpraxis zu erhalten und die Gründe für die Inanspruchnahme und deren Dringlichkeit aus Sicht von Patienten und Ärzten zu evaluieren.
Methoden: Innerhalb eines vierwöchigen Zeitraums im Sommer 2017 wurde in der Oldenburger Bereitschaftsdienstpraxis eine Patientenbefragung durchgeführt. Es wurden soziodemografische Daten, Gründe für das Aufsuchen und Dauer der Beschwerden erfasst. Zur Klassifizierung der Beschwerden wurde die International Classification for Primary Care 2nd Edition (ICPC-2) verwendet. Die behandelnden Ärzte wurden zur weiteren Therapie und Dringlichkeit der Konsultation befragt.
Ergebnisse: Es nahmen 892 von 1098 Patienten an der Befragung teil (Response: 81,2%). Über die Hälfte war zwischen 18 und 39 Jahre alt. Am häufigsten wurde die Bereitschaftsdienstpraxis am Wochenende aufgesucht (61,2%). Die durchschnittliche Wartezeit betrug 44,9 Minuten. Als Grund nannte ein Viertel der Befragten Beschwerden der ICPC-2-Kategorie „Haut“. Mehr als 60% der Patienten hatten länger als zwei Tage Beschwerden. 15,8% der Patienten erhielten diagnostische Tests. Aus ärztlicher Sicht hätten 26,3% der Patienten während der regulären Sprechstunde des Hausarztes behandelt werden können.
Diskussion: Häufig suchen Patienten eine Bereitschaftsdienstpraxis auf, um Beratung, Aufklärung und Beruhigung zu erhalten. Diese Anforderungen können aufgrund der politischen und finanziellen Rahmenbedingungen im ärztlichen Bereitschaftsdienst nicht dargestellt werden.
Take Home Message für die Praxis: Möglicherweise könnten eine verbesserte Arzt-Patienten-Beziehung sowie Förderung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung dazu beitragen, die ambulante Notfallversorgung zu verbessern.