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Die hausarztzentrierte Versorgung (HZV) bei Patienten mit Diabetes mellitus – Komplikationsentwicklung über vier Jahre
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Veröffentlicht: | 19. September 2016 |
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Hintergrund: Die HzV soll die Versorgung insbesondere für chronisch kranke Patienten stärken.
Fragestellung: Ergaben sich in der HzV in Baden-Württemberg Unterschiede im Erreichen klinischer Endpunkte zwischen eingeschriebenen und nicht-eingeschriebenen AOK-Versicherten mit Diabetes mellitus in den Jahren 2011-2013?
Methoden: Retrospektive Kohortenstudie basierend auf Routinedaten. Patienten mit einer gesicherten Diabetesdiagnose (ICD-10: E10-E14) wurden eingeschlossen (217964 Patienten) und 2011-2013 nachverfolgt. Die Komplikationen wurden aus Abrechnungsdiagnosen identifiziert. Klinische Endpunkte (inzidente Fälle) sind Dialyse, Erblindung, Amputation, Herzinfarkt, Reinfarkt, Schlaganfall, KHK, Hypoglykämie. Die Zeit bis zum Auftreten des klinischen Endpunktes bis zum Indexereignis berechnet. Es wurde ein auf Abrechnungsdaten basierender Score (aDCSI), der die Krankheitsschwere von Diabetikern abbildet berechnet. Weitere Einflussfaktoren wurden als Prädiktoren einbezogen. Es wurden gemischte Cox-Regressionsmodelle eingesetzt.
Ergebnisse: Die Versorgung innerhalb der HzV schien den Eintritt von Komplikationen zu verzögern: in der HzV-Gruppe war das relative Risiko einer Dialyse nach Adjustierung um 23,2 % vermindert (HR 0.768, p=<.0001). Das Risiko einer Amputation war um 24,3 % verringert). Vorteile für die HzV-Gruppe wurden auch bei Erblindung, Herzinfarkt, Schlaganfall, KHK gefunden.
In der HzV-Gruppe war das relative Risiko einer Hypoglykämie nach Adjustierung um 23 % erhöht. Bei Reinfarkt und Mortalität wurden keine signifikanten Unterschiede beobachtet.
Hohe Morbidität (Charlson-Index) und hoher aDCSI erhöhen ebenfalls das Risiko.
Diskussion: HzV-Teilnahme scheint tatsächlich das Risiko einen klinischen Endpunkt zu erreichen, zu verzögern bzw. reduzieren. Einschränkung: Auswertungen mittels Routinedaten. Allerdings dürften klinische Endpunkte in den Daten zutreffend abgebildet sein, so dass mögliche Unterschiede im Kodierverhalten keine Rolle spielen. Effekte in HzV-Gruppe lassen sich nicht allein durch höhere Teilnahme am DMP erklären.