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33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015)

14.01. - 17.01.2015, Leogang, Österreich

Enzymatisches Débridement von Verbrennungswunden – vorläufiger Erfahrungsbericht nach den ersten 8 Patienten

Meeting Abstract

  • T. Fischborn - Klinik für Plastische, Hand-, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der Eberhard-Karls-Univer, Tübingen, Germany
  • M. Held - Klinik für Plastische, Hand-, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der Eberhard-Karls-Univer, Tübingen, Germany
  • M. Micheel - Klinik für Plastische, Hand-, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der Eberhard-Karls-Univer, Tübingen, Germany
  • H. Schaller - Klinik für Plastische, Hand-, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der Eberhard-Karls-Univer, Tübingen, Germany
  • T. Manoli - Klinik für Plastische, Hand-, Rekonstruktive und Verbrennungschirurgie an der Eberhard-Karls-Univer, Tübingen, Germany

Deutschsprachige Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. 33. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2015). Leogang, Österreich, 14.-17.01.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dav06.05

doi: 10.3205/15dav51, urn:nbn:de:0183-15dav517

Veröffentlicht: 9. März 2015

© 2015 Fischborn et al.
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Gliederung

Text

Nexobrid® bietet ein enzymatisches Debridement bei tief dermalen Verbrennungen. Der Eschar soll enzymatisch aufgelöst werden und dadurch sowohl Fläche als auch Ausmaß des chirurgischen Débridements verringert werden. Nexobrid® wird als Gel auf die verbrannten Areale aufgetragen. Wir haben diese Methode mit als erste kommerzielle Nutzer in einer Serie von acht Patienten angewandt.

Patienten und Verläufe: Von Februar bis September 2014 wurden acht Patienten (21 bis 91 Jahre) mit Verbrennungswunden bis maximal 12% KOF mit Nexobrid® debridiert. Es wurde auf tief dermal verbrannten Arealen unklarer Verbrennungstiefe zwischen Grad 2b und 3 angewandt.

Ergebnisse: Bei fünf der acht Patienten waren weitere Débridements und Spalthauttransplantationen notwendig. Bei einem Patienten bestand eine Starkstromverletzung mit Verbrennungen von insgesamt 56%KOF, wovon 9% mit Nexobrid® debridiert worden waren. Der Patient verstarb an einer Darmischämie. Die behandelten Areale an den Armen waren nicht Debridement- oder Transplantations-pflichtig. Bei einer Patientin bestand eine zirkuläre 2b-gradige Verbrennung des Armes. Im Verlauf entwickelte sich ein Kompartementsyndrom, die zirkuläre Verbrennungswunden heilten jedoch nach Sekundärnähten ohne weitere Spalthauttransplantation unter Suprathel® ab. Bei einem Patienten konnte Suprathel® nach chirurgischem Debridement aufgelegt werden, bei einem direkt nach Abwaschen des Gels.

Diskussion: Die Flächen des notwendigen chirurgischen Debridements konnten reduziert werden. Nach enzymatischem Debridement konnte sehr subtil zwischen Nekrose und vitalen dermalen Strukturen unterschieden werden. Dennoch waren bei sechs von acht Patienten weitere operative Eingriffe notwendig. Die im Tierversuch berichtete Effektivität der Behandlung oder gar Verhinderung eines Kompartementsyndromes bei ziruklärer Verbrennung sollte kritisch betrachtet werden. Regelmäßige klinische Kontrollen und Verbandswechsel bleiben unabdingbar.

Schlussfolgerung: Die ersten Ergebnisse von Nexobrid® sind vielversprechend. Die berichtete Reduktion von Débridement-Tiefe und -Ausmaß ließ sich bestätigen, die Reduktion der Häufigkeit von Nachoperationen war jedoch unter den Erwartungen, was an der Neuheit des Verfahrens und dem konsekutiven Rückgriff auf gewohntes Prozedere liegen mag. Eine kritische Beobachtung aller Verbrennungsfolgen bleibt insbesondere bei zirkulären Verbrennungen wichtig.